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Innenarchitektur nach Wohnbedürfnissen – So wird Ihr Zuhause zum Rückzugsort und Lebensraum

  • Autorenbild: manueladornbierer
    manueladornbierer
  • 24. Okt.
  • 5 Min. Lesezeit

Wenn Sie ein Haus oder eine Wohnung erben, lohnt es sich, das neue Zuhause auf Ihre eigenen Bedürfnisse hin zu prüfen. Dazu müssen Sie sich Ihrer Bedürfnisse erst einmal im Detail bewusst werden. Die meisten beginnen mit der Zimmeranzahl: ein Wohnzimmer, zwei Kinderzimmer, ein Erwachsenenzimmer. Doch wenn Sie sich Ihrer Bedürfnisse im Klaren sind, merken Sie vielleicht, dass Ihnen ein Zimmer fehlt – etwa ein Rückzugsort, um Kraft zu tanken. Oder Sie brauchen ein extra Spielzimmer, damit die Kinder sich austoben können und das Kinderzimmer als Ruheort genossen werden kann. Wenn Sie häufig im Homeoffice arbeiten, haben Sie vielleicht das Bedürfnis nach einem Raum mit Tür – und nicht nur einer kleinen

Ecke im Wohnzimmer.


Wohnpsychologie und Feng Shui

Beide Methoden zeigen Wege, wie Räume unser Wohlbefinden beeinflussen. Feng Shui, die jahrtausendealte chinesische Lehre, sucht Harmonie zwischen Mensch, Raum und Energiefluss. Die Wohnpsychologie betrachtet dies aus westlich-wissenschaftlicher Sicht und stellt Wahrnehmung, Verhalten und persönliche Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Gemeinsam können sie sich ideal ergänzen und Antworten darauf geben, was Räume lebendig und stimmig macht.


Die sechs grossen Wohnbedürfnisse der Wohnpsychologie

In der Wohnpsychologie wurden, in Anlehnung an die Bedürfnispyramide von Maslow, die sechs grossen Wohnbedürfnisse definiert. Die Theorie von Maslow besagt, dass die nächsthöhere Bedürfnisstufe erst in Angriff genommen werden kann, wenn die darunterliegende Stufe

erfüllt ist.


Die Wohnbedürfnisse müssen sehr individuell betrachtet werden und können sich im Laufe der Zeit ändern. Wichtig zu wissen ist, dass sie sich nicht an einem Einrichtungsstil orientieren – sie beschreiben vielmehr die Dimension der einzelnen Räume und Möbel. Steht zum Beispiel das Bedürfnis nach einem Ort der Geselligkeit im Vordergrund, muss der Ess- oder Wohnbereich so geplant werden, dass ein grosser Esstisch oder eine grosse Sofalandschaft Platz hat.


Sicherheit und Geborgenheit

Das Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit ist nicht nur uns Menschen bekannt – auch Tiere bauen sich einen Rückzugsort, um ihre Jungen geschützt aufziehen zu können. Als Basis für die Sicherheit braucht es also erst einmal ein Zuhause, egal ob 1-Zimmer-Wohnung oder

7-Zimmer-Haus.


Was das Thema Sicherheit und Geborgenheit für Sie bedeutet, gilt es nun herauszufinden. Überlegen Sie sich als Beispiel, was Sie mit Ihrer Haustür machen. Merken Sie es überhaupt, wenn sie einen Spalt offen steht – oder muss am besten zweimal abgeschlossen werden? Reicht das Abschliessen, oder braucht es noch eine Überwachungskamera und einen Sicherheitszaun um den Eingangsbereich? Eine weitere Frage könnte sein, in welchem Stockwerk Sie es vorziehen zu wohnen: Ist es das einladende Erdgeschoss oder das

privatere Obergeschoss?


Die Geborgenheit kann eventuell etwas einfacher hergestellt werden. Wie sieht es zum Beispiel mit Ihren Fenstern aus – bevorzugen Sie die Weitsicht oder eher die Privatsphäre durch Vorhänge?


Erholung und Rückzug

Nachdem wir unser erstes Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit gedeckt haben, suchen wir uns einen Platz zur Erholung.


Der Duden definiert Erholung als „das Zurückgewinnen von Gesundheit und Leistungsfähigkeit“. Es ist der Prozess, bei dem eine Person nicht nur körperlich, sondern auch geistig regeneriert.


Die Wohnpsychologie spricht davon, dass ohne die Möglichkeit zum Rückzug keine wirkliche Bereitschaft für Begegnung entstehen kann.


Um sich wirklich regenerieren zu können, braucht es also Ruhe. Wie und wann diese Ruhe benötigt wird, ist wieder sehr individuell. Vielleicht brauchen Sie ein Zimmer zum Meditieren, Lesen oder auch zum Alleinschlafen. Vielleicht reicht Ihnen aber auch ein Abend allein auf der Couch. Auch die Lärmempfindlichkeit ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich – das beste Beispiel ist der Strassenlärm. Manche stören sich nicht daran, während andere eine akustisch gedämpfte Atmosphäre bevorzugen.


Gemeinschaft und Familienleben

Zu welcher Gruppe von Menschen gehören Sie: Ist bei Ihnen das Bedürfnis nach Erholung und Rückzug ausgeprägt – oder brauchen Sie eher das Gegenstück, die Gemeinschaft? Steht Ihre Tür immer offen, auch für spontanen Besuch – oder brauchen Sie Ihre vier Wände als

sicheren Rückzugsort?


Der zwischenmenschliche Austausch ist für uns alle wichtig. Hier müssen wir nur definieren, wie Sie ihn leben wollen. Steht bei Ihnen das gemeinsame Kochen im Vordergrund – oder lieben Sie es, wenn möglichst viele Gäste zum Essen zusammenkommen? Oder bevorzugen Sie den gemütlichen Austausch ohne grosse Vorbereitung auf der Couch? Vielleicht ist es auch etwas ganz anderes, das Sie brauchen, um die Gemeinschaft zu leben.


Repräsentation und Selbstdarstellung

Hier muss betont werden, dass die Repräsentation und Selbstdarstellung komplett wertfrei betrachtet werden muss. Es geht hier weiterhin um Ihr Bedürfnis – und darum, wie Sie sich anderen zeigen möchten.


Die ersten drei Bedürfnisse verändern sich während unseres Lebens wahrscheinlich nur unwesentlich. Wer das Zurückgezogene liebt, wird nicht plötzlich zum Gastgeber, bei dem täglich dutzende Menschen ein- und ausgehen. Bei der Repräsentation und Selbstdarstellung sieht das womöglich anders aus.


Je nach Einkommen oder Stellung in der Firma ändert sich vielleicht auch die Selbstdarstellung – und somit die Einrichtung in unserem Zuhause. Das Gleiche machen wir mit der Kleidung:

Wir passen sie oft unserem Beruf oder nach einer Beförderung an. Genau wie bei der Kleidung können Sie auch bei der Einrichtung mit der Mode gehen und Ihr Zuhause entsprechend

öfter anpassen.


Die Innenarchitektur kann die Repräsentation und Selbstdarstellung mit einer grossen Eingangshalle, einer edlen Küche oder dem Blick aus dem Fenster unterstützen.

Sie spielt aber auch in die Dekoration mit ein. Was möchten Sie lieber sehen, wenn Sie nach Hause kommen: Fotos Ihrer Liebsten, das Kunstwerk, das Sie sich schon immer leisten wollten, oder die vielen Urlaubserinnerungen, die Sie über die Jahre gesammelt haben? Mit der Einrichtung können wir uns sogar selbst beeinflussen: Wer sein Zuhause einrichtet wie ein Schloss, wird sich auch wie ein König fühlen.


Gestaltung der Umwelt

Wir haben in unserer Wohnung ein paar Wände mit verschiedenen Farben gestrichen. Da lag es nahe, dass unser Sohn eines Tages seine Farbstifte nahm und sein Zimmer nach seinen Vorstellungen verschönerte – wie die Mama es vorgemacht hat. Das zeigt, dass schon Kinder mit drei Jahren das Bedürfnis haben, ihre Umgebung nach ihren Vorstellungen zu gestalten, um so eine Beziehung zum Raum aufzubauen.


In der Wohnpsychologie gibt es den Begriff der „Aneignung“. Er beschreibt den Prozess der emotionalen Bindung zum Raum und die Entwicklung eines Heimatgefühls. Im Umkehrschluss kann eine fehlende Aneignung dazu führen, dass wir uns in unserem Heim nicht zu Hause fühlen – es bleibt uns gleichgültig.


Wenn in einem Zuhause mehrere Menschen zusammenwohnen, ist es wichtig, dass jeder die Möglichkeit hat, mitzugestalten. Hier ist es hilfreich, wenn alle ihre Bedürfnisse kennen, damit Gemeinsamkeiten gefunden und bei unterschiedlichen Geschmäckern Lösungen entwickelt werden können.


Ästhetik und Gestaltung

Der sechste Punkt ist die Essenz des vorherigen Bedürfnisses „Gestaltung der Umwelt“.


Als Beispiel: Bei der Gestaltung unserer Umwelt geht es darum, wo das Bett im Raum steht. Müssen wir, für unser Sicherheitsgefühl, das Bett an eine Wand stellen? Möchten wir die Aussicht aus dem Fenster geniessen – oder die Tür im Blick haben?


Bei der Ästhetik geht es nun darum, welches Bett wir uns aussuchen. Leisten wir uns endlich unseren Traum – das Designerbett? Aus welchem Material soll es gefertigt sein – und mit welcher Bettwäsche decken wir uns in der Nacht zu?


Ästhetik und Gestaltung beschreiben also den Ausdruck unseres persönlichen Geschmacks – wie wir Formen, Materialien und Details wählen, dass sich der Raum vertraut anfühlt.


Ihr nächster Schritt

Ein Zuhause ist mehr als nur vier Wände – es ist ein Spiegel unserer Psyche, unserer Werte

und Lebensphasen. Die sechs Wohnbedürfnisse zeigen, dass es nicht um perfekte Einrichtungsideen oder Trends geht, sondern um das tiefe Verständnis dafür, was uns wirklich guttut. Ob Sie ein geerbtes Haus umbauen oder Ihre jetzige Wohnung neu gestalten: Beginnen Sie immer bei sich. Fragen Sie sich, was Sie brauchen – nicht was andere erwarten. Denn nur wenn Ihr Zuhause Ihre Bedürfnisse widerspiegelt, wird es wirklich zu einem Ort, an dem Sie ankommen, auftanken und sich als Mensch entfalten können.


Im nächsten Artikel Der perfekte Tag als Schlüssel – Wie Sie Ihre Wohnbedürfnisse gezielt erkennen nehme ich Sie mit auf die Reise zu Ihren eigenen Wohnbedürfnissen – und zeige Ihnen, mit welchen Methoden Sie diese Schritt für Schritt erkennen und bewusst

gestalten können.



 
 
 

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